Klaus kehrt ein-Warum die Thüringer Klöße in Meiningen Hütes heißen

Sonntag, den 20. Juni 2010 um 12:23 Uhr
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Klaus war ein ganzes Stück herumgekommen in Meiningen. Er war durstig und hatte großen Hunger. In einem kleinen Gässchen stieß er auf eine einladende Gastwirtschaft, das Schlundhaus. Irgendwie kam ihm der Name bekannt vor. Seine Großmutter Käthe hatte ihm immer eine alte Geschichte erzählt. War es nicht hier, im Meininger Schlundhaus, wo der Sage nach seine Familie, die Thüringer Klöße, erfunden worden seien? Klaus kehrte ein und trank ein Gläschen Wein.

Er konnte auch ein paar geröstete Semmelwürfel abstauben, sein Leibgericht. Klaus hatte immer noch großen Durst. Weingläschen Nummer zwei, drei …hicks vier, fünf …hicks …sechs …folgten. Plötzlich … rrzzzzz … überkam ihm eine große Müdigkeit und er schlief auf dem hölzernen Tisch ein. Ihm schwirrte der Kopf. Auf einmal erschien ihm im Traum eine seltsam anmutende Frau. „Guten Tag, kleiner Klaus. Kennst du mich nicht? Ich bin die Göttin Holle. Vor laaanger, laaanger Zeit war ich schon einmal hier in diesem Gasthaus. Pfui. Einen grottensauren Wein hat mir der Wirt aufgetischt. Mir war so übel von diesem Teufelszeug. Ich gebe es zu, ich habe damals überreagiert und alle Weinreben in der Gegend erfrieren lassen. Die armen Leute! Ich habe es zutiefst bereut und den Menschen die Kartoffel geschenkt und ihnen gezeigt, wie sie daraus köstliche Kartoffelklöße zubereiten können. Ja, so war das.“ HUUUCH! Klaus erschrak! Wie lange hatte er geschlafen? Was war passiert? Frau Hi-Ha-Holle? Ist das nicht die mit dem Schnee? Er musste wohl geträumt haben. Klaus schämte sich für seinen Schwips, bezahlte und machte sich schnurstracks hinaus. Das Hütesfest mit großem Festumzug war in vollem Gange. Anschließend wurde das Hütes-Ritual zelebriert. Klaus sah zu, wie die „Hütes-Holle“ dem Bürgermeister das Kloßrezept mit den Worten „Du Sohn uralten Stadtgeblütes. Hier hast Du das Receptum. Hüt es!“ übergab. Klaus wurde schlagartig klar, warum die Thüringer Klöße in Meiningen Hütes heißen. Doch hat es die Hütes-Holle wirklich gegeben? Im Traum ist sie Klaus jedenfalls begegnet. Ein Passant erzählte Klaus, dass es im sechzehnten und siebzehnten Jahrhundert tatsächlich Wetterphänome gegeben hat, bei denen die gesamte Thüringer Ernte vernichtet worden ist. Zu diesem Zeitpunkt war die Kartoffel den Thüringern allerdings noch nicht bekannt. An einen planmäßigen Kartoffelanbau war da noch nicht zu denken. Die Menschen verbanden wohl die Wetterereignisse aus dieser Zeit mit ihrer Wertschätzung der Kartoffel als göttliches Geschenk zu einer Sage. Klaus erfuhr, dass der Dichter Rudolf Baumbach, der auch den Text „Hoch auf dem gelben Wagen“ verfasst hat, die Sage der Hütes-Holle aufgegriffen und in Verse gefasst hat. Wer das Gedicht nachlesen will, kann es hier machen.

 

 

 

Aktualisiert ( Freitag, den 03. Juni 2011 um 20:12 Uhr )