Das achte Wunder von Stadtilm

Mittwoch, den 08. August 2012 um 09:57 Uhr
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Unweit von Erfurt und Arnstadt, an den Rändern des Thüringer Waldes, erhebt sich das kleine Städtchen Stadtilm, dessen Name auf seine Lage am Fluss Ilm zurückgeht und bereits vor vielen Jahrhunderten als Ort an den „Ulmen vorbeifließender Gewässer“ genannt wird. In einem alten lateinischen Spruch heißt es, dass es hier sieben Wunder zu bestaunen gibt. Klaus hatte zwar schon des Öfteren sein (blaues) Wunder erlebt, richtige Wunder hatte er allerdings noch nie gesehen. So begab er sich nach Stadtilm. Bei so vielen Wundern musste er doch fündig werden.

„Gallus, Anas, Pons et Turris, Fossa, Suile, Sunt, Ilmi-septem, Commemoranda poli.“ Zu deutsch: „Hahn, Ente, Brücke und Turm, Drache, Graben, Schweinestall, sind die sieben Wunder Stadtilms.“ Klaus las den Spruch aufmerksam und machte sich schnell auf zum Marktplatz, um hier nach den Wundern Ausschau zu halten. Doch weder einen Hahn, noch eine Ente oder gar einen Schweinestall konnte er hier erblicken. Und weil er wohl so hilflos und fragend da stand, erkundigte sich ein netter  Einheimischer: „Kann ich dir vielleicht weiterhelfen? Suchst du etwas?“ Klaus antwortete verdutzt: „Na die sieben Wunder. Was sonst.“ Der Stadtilmer musste lachen: „Ach so. Unsere Wunder. Na ja, von denen sieht man heute nicht mehr alle. Einst gab es hier jedoch die höchste Brücke Thüringens, die sich zwischen den zwei Türmen der Stadtkirche „Sankt Marien“ befand. Und eine wohl über 800 Jahre alte Klosterlinde im Schlossgarten, die aus Altersgründen gefällt werden musste. Und nicht zu vergessen unsere 35 Türmchen der Stadtmauer, von denen auch nicht mehr allzuviel zu sehen ist. Aber einem Wunder bist zu ganz nah. Du stehst förmlich darauf!“ Klaus schaute nach unten. Die Pflastersteine? „Hier unser Marktplatz ist ein richtiges Wunder, denn er ist mit 10.635 m² der größte Marktplatz Thüringens.“ Klaus staunte nicht schlecht. Dann erfuhr er noch von der „höchstschwimmenden Ente“ – einem Relief, das als Wasserstandmarke an die Thüringer Sintflut von 1613 erinnern sollte und sich ursprünglich am Gasthaus „Zur Ente“ in einer Höhe von über 2 m befand, sowie vom „Zinsboden“ – dem größten Schweinestall Thüringens, den man heute noch besichtigen kann, und als Speichergebäude einst als Vorratslager für Naturalabgaben, u. a. für die jährlich abgelieferten Zinsschweine, diente. Klaus war begeistert und hakte nach: „Damit haben wir sechs Wunder. Und das siebente?“ Der nette Stadtilmer antwortete: „Das ist unsere „Krypta“ im Rathaus, eine wirkliche Zierde der Stadt. Es ist keine richtige Gruftkapelle, vielmehr ist es wohl der ehemalige Speisesaal des Klosters, das hier einst gestanden hat. Das Kreuzgewölbe ist sehr sehenswert. Du findest unsere Stadtbibliothek hier untergebracht.“ Klaus bedankte sich und machte sich schnell auf den Weg ins Rathaus. Der Stadtilmer hatte nicht zuviel versprochen. Die „Krypta“ im Rathaus war einfach wundervoll, ein richtiges Wunder eben. Eine kleine, feine Bibliothek in so einem bezaubernden Ambiente! Klaus kam aus dem Staunen nicht heraus. Eine nette Dame vor Ort zeigte ihm auch gleich alle Bücher, die ihn interessierten: die Winnetou-Romane, Harry Potter und natürlich Thüringer Kochbücher. Klaus blieb, um zu lesen. So erhielt Stadtilm sein achtes (netto sein viertes) Wunder: einen Thüringer Lesekloß. Wer es sehen möchte, der kann dies in der neuen Bibliothek im Alten Rathaus tun. Damit beherbergt Stadtilm neben seinen berühmten Stadtbewohnern, Friedrich Fröbel und Albert Methfessel, eine weitere Persönlichkeit, den Klaus. Die Stadtinformation, die hier auch untergebracht ist, zeigt ihn interessierten Besuchern, sicherlich gern.

 

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