In Eisenach lässt`s sich gut leben. Klaus sieht das genauso. Doch Abwechslung tut manchmal gut. Er wollte die Mitbewohner in seiner Eisenacher Bleibe nicht verärgern und mal wieder ein schönes geruchs-intensives Schwefelbad nehmen. In Eisenachs Altstadt machte sich Klaus daher auf die Suche nach einer weiteren Bleibe. Immerhin soll es hier das wahrscheinlich schmalste Fachwerkhaus Deutschlands geben – wie gemacht für einen zehn Zentimeter kleinen Kloß. Im schmalsten Haus kam Klaus am Ende nicht unter, dafür direkt daneben, im wohl schönsten Spielzeugladen Eisenachs.
Einem Thüringer Kloß sein schwefeliges Bad zu verbieten, wäre einfach Unrecht an der Thüringer Kloßkultur. Soll Klaus etwa mausgrau vor die Haustür treten? Was würden die Paparazzi von ihm denken? „Nein, darauf verzichte ich auf gar keinen Fall!“, war sich Klaus sicher. Doch wollte er auch seine Mitbewohner nicht verärgern und suchte nach Alternativen. Er zog eine Weile durch Eisenachs Straßen. Der nasskalte Sommerregen tat sein Übriges und verwandelte ihn in eine hellbraune Kugel. Auf dem Marktplatz kam ihm das zu Gute, da er sich so unbemerkt als Semmelknödel verkleidet unter eine Gruppe mit bayrischen Touristen mischen konnte, die den Worten einer Stadtführerin lauschte. „Wir begeben uns nun zum „Schmalen Haus“, das mit gerade mal 2,05 Meter Breite das wahrscheinliche schmalste Fachwerkhaus Deutschlands ist.“, erzählte sie. Klaus sah seine Chance gekommen, so ein kleines, schmales Haus, hier musste er unbedingt einziehen. Er begab sich dorthin. Doch kurz bevor er die Klinke der Haustür herunterdrücken wollte, hörte er plötzlich eine Stimme neben sich: „Du kommst hier nicht rein.“ Klaus sah sich um, konnte aber niemanden entdecken. Langsam schaute er nach oben. Was war denn das? Ein riesiger, grüner Kloß, der in der Hauswand eingelassen war, sah ihn mit einem strafenden Blick an. „Nanu, seit wann gibt es grüne Klöße in Eisenach? Gehören die nicht ins Vogtland?“, wunderte sich Klaus. „Hahaha, ich bin doch kein Kloß! Ich bin eine Murmel. Wahrzeichen dieses Spielzeugladens.“ antworte das grüne Ding, „Das „Schmale Haus“ ist schon belegt, die können keinen Untermieter mehr aufnehmen. Ich gebe dir einen Tipp: wenn du eine Wohnung suchst, dann versuche es doch mal bei der Claudia.“ Klaus antwortete genervt: „Ja, danke. Ich könnte es auch bei Ulrike, Annemarie oder Brunhilde probieren. Die wären begeistert, wenn ich vor der Tür stehen würde und würden sie mir glatt vor der Nase zumachen.“ „Keine Ahnung, von wem du da sprichst. Geh doch mal in den Spielzeugladen rein und frage die nette Ladenbesitzerin, die Claudia.“, meinte die Murmel. Klaus machte sich hinein. Und was er da sah, gefiel ihm außerordentlich. Er war in dem wahrscheinlich schönsten Spielzeugladen in ganz Eisenach gelandet. Die beiden Damen, die ihn drin erwarteten, Claudia und Annett, waren ebenfalls ganz hin und weg von Klaus. Der Mietvertrag war schnell ausgehandelt und Klaus fand ein passendes Plätzchen im Regal. Hier war nicht nur alles so warm und liebevoll eingerichtet, sondern es gab auch jede Menge nette Mitbewohner, mit denen sich Klaus auf Anhieb prima verstand. Wo`s richtig gutes Spielzeug gibt, da gibt es jetzt auch Klaus. Klaus ist begeistert und zeigt jedem gern sein neues Eisenacher Domizil. Und eine Schüssel hat er auch dabei, die sich wunderbar zum Schwefeln eignet. Doch soweit will Klaus seine neue Freundschaft noch nicht strapazieren. Wer also demnächst in die Murmel kommt und einen schwefligen Geruch feststellt, der kann sicher sein, dass das keine natürlichen Ursachen hat.