Letztes Wochenende war es wieder soweit: vom 22. Bis 25. Oktober fand in Erfurt die IKA (Internationale Kochkunst-Ausstellung) mit dem größten und traditionsreichsten Kochwettbewerb der besten Köche aus aller Welt – der Olympiade der Köche – statt. Den Rahmen bildete die weltgrößte Fachmesse für die Branchen der Gastlichkeit, die inoga. Als Klaus davon Wind bekam, war er nicht mehr zu bremsen. Die besten Köche aus aller Welt? Hier bei uns in Thüringen? Klaus hatte eine Mission! Er selbst wollte den besten Koch der Welt küren!
Da das Erfurter Messegelände bekanntlich groß, dagegen ein Thüringer Kloß bekanntlich klein ist, hatte Klaus so seine Mühe den Messeeingang zu finden. „Einfach der Nase nach. Da drin wird doch gekocht.“, riet ihm jemand, als er sich nach dem Weg erkundigte. Jetzt hätte Klaus gern seine Nase gerüffelt, hätte er eine gehabt. So einfach war die Sache also nicht. Doch Klaus wäre nicht Klaus, hätte er jetzt nicht eine zündende Idee auf Lager. Es sollte doch irgendwie möglich sein, auf die oberste Etage einer Kochmütze zu gelangen. Viele Teilnehmer, die auf dem Messegelände unterwegs waren, trugen eine solche in großer Ausfertigung. Freundlich begrüßten einige Asiaten Klaus mit „Ni hao“. Doch als sie bemerkten, wie Klaus versuchte durch die Ärmel ihrer Kochjacke an ihnen hochzukriechen, wurde es ihnen augenscheinlich unbehaglich. Einer drohte gleich mit der scharfen Klinge seines Küchenmessers. Da Klaus gehört hatte, dass die Asiaten alles essen, selbst Blumenkohl und Kürbiskompott, warum sollten sie dann vor einem Plüschkloß Halt machen? Klaus machte sich aus dem Staub und hatte schließlich Glück. Zwei angehende Sterneköche aus dem deutschen Kochteam erkannten ihn und trugen Klaus in die Kocharena.
„Der helle Wahnsinn!!!“ – Klaus bekam noch größere Augen, als die, die er sowieso schon hat. Überall duftete es, köchelte es, brutzelte es, emsige Küchenchefinnen und Küchenchefs rührten um, richteten an, kredenzten etwas. Was für ein Kochspektakel! Hier musste Klaus dabei sein! Den Kochlöffel schwingen, im Sößchen baden, über den Teller huschen! Klaus nahm voller Wucht Anlauf und wollte sich ins Kochgetümmel stürzen .. doch halt .. er übersah da eine Kleinigkeit .. aua .. nein nicht ni hao .. richtig aua .. wums und krach machte es. Klaus hatte etwas übersehen. Alle Küchen waren aus Glas. Klaus knallte hart vor eine gläserne Küchenwand. „Da kommst du nicht rein!“, hörte er noch jemanden brüllen. Klaus tobte! „Nur zugucken?! Da kann ich ja auch gleich zu Hause bleiben und Tim Mälzer beim Lispeln zuhören.“ Doch wie immer war das Glück ihm gewogen: ein netter Mann nahm ihn mit zu seinem Team. Diesmal keinem Kochteam, sondern dem Juryteam. Dort freute man sich über einen Thüringer, der hier noch im Bunde fehlte, und kurzerhand wurde Klaus nun Juror, dessen Aufgabe es war, all die Köstlichkeiten zu probieren und den weltbesten Koch zu küren.
Der Probiermarathon startete und Klaus nahm hier ein Häppchen, da ein Häppchen und wieder hier ein Häppchen und dort ein Häppchen. All die bunten kleinen Köstlichkeiten wanderten in seinen Mund. „Jetzt folgt rosa Rehnuss mit rotem Zwiebel Kompott, Buchenpilzen und Laugengebäck“. Klaus führte elegant die kleinen Schmeckerlis in seinen Mund. „Nun folgt eine vegetarische Krokette von Rübe, Karotte und Süßkartoffel mit Estragon Dip“ – Klaus langte zu. „Als nächstes kommt gebeizter Zander mit Meeresfrüchten Sülze und Krustentiermayonnaise“ – Klaus schob alles in sich rein. „Es folgt Parfait von der Landente, Apfel Salat und Cumberland Gel“ – Klaus atmete tief durch, nahm einen Schluck Wasser und aß alles auf. „Ziegenkäse Papaya Schnitte mit Kräutern, Mais, Papaya Creme und Mais Papayasorbet“ – Klaus hörte nicht mehr hin. Zwar waren die Portionen mikroskopisch klein, doch wenn man nur genug davon isst, ist man als Kloß doch irgendwann voll. „Probieren Sie nun unsere Interpretation der Kirsche im Schwarzwald“ – Klaus Bauch machte sich bemerkbar. „Bitte sehr: Kaninchenrücken in Asche gegart mit Shitake Pilzen“ – Klaus erblasste. Sein Bauch blähte sich auf. „Nun folgt eine Variation von Erbse und Bohne dazu getrocknetes Brot“ – Klaus schob sich eine der zwei angerichteten Erbsen in den Mund .. dann fiel er .. unter den Tisch. Er war total verwirrt. Klaus keuchte. Was schmeckte denn nun am besten? War es jetzt die Erbse im Schwarzwald oder die Landente unter dem Ziegenkäse oder die Karotte im Zander oder der Kaninchenrücken auf der Bohne oder so? Fliegenpilzparfait auf Cannabis-Salat mit Mohnflöckchen? Alles schmeckte gut. Aber er war total durcheinander. Er war am Ende. Sah alles doppelt. Alles um ihn begann sich zu drehen. War da Alkohol im Spiel? Hatte einer Drogen unter das Essen gemischt, um bei der Jury besser zu glänzen? Klaus schloss die Augen. Trotzdem war alles schön bunt. Da ergriff ihn jemand am Kragen und nahm ihn mit. Klaus war nun auch alles egal. Selbst wenn er jetzt im Kochtopf bei den Chinesen landen sollte.
Als er die Augen wieder aufmachte, befand er sich am Stand der Thüringen Welt. Ein netter Herr mit grünem T-Shirt blickte ihn aufmunternd an. Auf dessen T-Shirt las Klaus: „Kloßpommes. Das Original.“ Im ersten Moment dachte Klaus, er sei jetzt wohl im Kloßhimmel gelandet. Überall standen Tische herum mit einfallsreichen Thüringer Tischdecken, es gab hausgebackenen Thüringer Kuchen und Plätzchen und Thüringer Klöße zum Probieren. Jens Löser, der Mann mit dem grünen T-Shirt und wie sich herausstellte der Inhaber vom Gasthof „Zum Reifberg“ aus Stützerbach, servierte Klaus seine selbst erfundenen Kloßpommes. Klaus bedankte sich, biss ab .. und ein Traum wurde war: so knusprig, so einzigartig, so originell! Klaus schwebte! Er musste nicht lange überlegen: die Bestnote ging heute an die Kloßpommes! Klaus kürte kurzerhand Jens zum weltbesten Koch. Was will man von einem Kloß auch anderes erwarten?